Expedition Steinrötel, Bosnien/Herzegovina 5.-12. Juni 2022

 

Der Begriff "Expedition" ist zutreffend: das besuchte Gebiet ist abgelegen, das Wetter im Frühsommer zu Gewittern oder zu tagelangen Bora-Winden neigend, die Infrastruktur hochalpin, die zu fotografierenden Vögel zwar lokal häufig, aber scheu und listig. Man muss sich ihnen lange widmen. Bei einer Neuauflage dieser Reise werden wir noch mehr Tage im Gebirge einplanen! 

Die Landschaften sind weit und wild, die Besiedlung spärlich und das Artenspektrum hochinteressant. Für die Tage in Livno stand uns eine modernes Stadthotel zur Verfügung, im Gebirge ein alpines Gasthaus mit kleinen Zimmern, - aber mit gutem Essen.

Am ersten Tag führte uns Borut eine Runde durch den südlichen Teil des Livansko Polje, - der nördliche Teil ist teilweise noch immer vermint. Riesige blühende Graslandschaft, gelegentlich kleine Waldreste oder Moore. Da die Teilnehmer neben Ihrer Vorliebe für Vögel durchaus auch Interesse an anderen Naturmotiven hatten, waren das Tempo gemächlich und die Ausbeute gemischt.

Livansko Polje, das größte Karstfeld der Welt. Hier ein südlicher Abschnitt.

Für uns ungewöhnlich: durch die hier noch immer übliche Waldweide ähnelt der Eschenwald eher einer halboffenen Parklandschaft. Wir versuchten uns an Rotrückenwürger, Pirol, Kuckuck, Wendehals, entdeckten ein Buntspechtnest mit bettelnden Jungen. Baumfalke und Wespenbussard zeigten sich über uns.


Baumfalke, Hobby

Wespenbussard, Honey Buzzard

Pirol, Golden Oriole

Am Nachmittag des ersten Tages spazierten wir zur aus der Felswand strömenden Quelle des Flusses in Livno, beobachteten Wasseramsel, Felsenschwalben, Turmfalken. In der Abendsonne warteten wir auf Blaumerle, Nachtigall, Sperbergrasmücke, Zippammer (auf die letzten Zwei vergeblich!)






Blaumerle

Der zweite Tag war für den Ansitz in einer Schottergrube vorgesehen. Wir hatten die Situation am Vortag erkundet und einige trockene Äste so platziert, dass wir daruf sitzende Vögel aus im Schatten aufgestellten Tarnzelten zu erwischen hofften. Vor allem hatten wir es auf Kappenammern und Bienenfresser abgesehen.



Kappenammer

Wendehals



Auch am dritten Morgen standen wir früh auf, um in dieser Schottergrube unser Glück zu versuchen. Mir gelang dabei das erste Foto einer Sperbergrasmücke.

Sperbergrasmücke

Die Graslandschaften des Livansko Polje und der umliegenden Berge wurden durch Jahrhunderte hindurch intensiv beweidet. Der Käse der Region ist weltberühmt. Wir besuchen eine moderne Käserei und können den Produktionsprozess fotografieren. Die Weidewirtschaft hat dramatisch abgenommen. Die Käseproduktion sollte also auch uns Naturfotografen am Herzen liegen, weil nur durch sie die Artenvielfalt der offenen Landschaft erhalten bleiben kann. Es ist höchst wohlschmeckend und angenehm, Käse essend einen Beitrag zum Arten- und Naturschutz zu leisten!








Am Nachmittag fahren wir an das Ufer des Busko Jezero, eines Stausees am Südende des Polje. Durch die häufigen Südwinde gibt es einen deutlichen Strandwall aus Kies. Er ist mit Natternkopf bewachsen, die Wiesen dahinter sind voller Lerchen.





Danach fahren wir auf die Berghöhe oberhalb des Poljes und teffen dort auf die verwilderten Pferde, die an der Straße nach Salz scharren.


Auf den Bergwiesen jagen wir nach Makromotiven. Die Sperbergrasmücke im Gebüsch erwischen wir nicht!

Am 5. Tag der Reise fahren wir in die Berge, in die Steinrötelreviere. Das Wetter ist schlecht, starker Wind treibt Regenschauer vor sich her. Für die nächsten Tage sollten uns diese schwierigen Bedingungen begleiten. Borut und zwei der Teilnehmer waren schon vor dem offiziellen Reisebeginn angereist und hatten schon zwei Tage im Arbeitsgebiet verbracht. Nun zeigte sich, dass dies eine höchst nützliche Vorsichtsmaßnahme gewesen war. Die ersten Steinrötelfotos waren schon auf der Speicherkarte und es war wertvolle Erkundungsarbeit geleistet worden, die uns nun zu Gute kam. Wir konnten die Regentage nutzen, um aus Tarnzelten im Steinrötelrevier zu beobachten und zu fotografieren.




Nach längerer Beobachtungszeit kannten wir einen Neststandort und konnten aus der Entfernung, ohne zu stören, die Altvögel mit Futter fotografieren. Am nächsten Tag waren die Jungen ausgeflogen.



Steinrötel, Weibchen und Männchen


Die Wiesen des Polje sind Lebensraum von Braunkehlchen und Wachtelkönig.






Wachtelkönig



Braunkehlchen

Am letzten Tag besserte sich das Wetter und wir fuhren nochmals in die Berge:

Ringdrossel



Neuntöter

Steinadler

Steinhuhn










Steinschmätzer

Zippammer

Steinrötel








Kommentare